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Pressebericht über den ABL-Infoabend am 14. 6. 2018


Auch in Zeiten von Twitter, Facebook und Co. zeigt sich das Bürgergespräch als unverzichtbares Kerngeschäft der Kommunalpolitik. So auch beim letzten Info – und Gesprächsabend der ABL im Atelier der Illenauwerkstätten, bei dem die Fraktionsvorsitzende Jutta Römer eine ansehnliche Zahl interessierter Bürgerinnen und Bürgern begrüßen konnte.

Trotz komplexer und umfangreicher werdender Aufgabenfelder, erwies es sich auch an diesem Abend, dass die direkte Betroffenheit und Ortskenntnis die Bereitschaft zum Mitdenken, Mitdiskutieren und Mithandeln wesentlich fördert. Konkret waren es insbesondere die anwesenden Vertreter von „Achern Aktiv“, die zum Megaprojekt Masterplan ihre Meinungen und Forderungen für eine zukunftsfähige Einkaufsstadt einbrachten. Der Wettbewerb mit Nachbarstädten, die Handelsriesen an der Peripherie und der zunehmende Onlinehandel seien nur durch ein konsequentes Mehr an Qualität in Angebot, Service und innerstädtischer Aufenthaltsatmosphäre zu meistern. Statt Masse, Klasse. Sprichwörtlich wurde diese Maxime an dem alles beherrschenden Thema Stadtverkehr durchdekliniert. Die Teilaspekte neue Stadttangenten, Scheck – Turbo – Kreisel, Lammbrückenkreuzung, verkehrsberuhigter Geschäftsbereich in der Einkaufsmeile „shared space“, Parkplatz-angebot und Leitsystem, Fußgängerwege und innerstädtisches Radwegenetz wurde von den Anwesenden lebhaft und teilweise auch kontrovers diskutiert. Doch über eins war man sich einig: Es braucht guten Mut zu einer völligen Neuausrichtung der innerstädtischen Mobilitätsstruktur. Schwerpunktmäßig für diese Transformation stehe in Zeiten von Abgas – und Lärmproblemen und neuer E –Biketechnik ein leistungsfähiges und umfassendes Fahrradwegekonzept.

Der Zwang zum Handeln wurde dann auch bei den weiteren Themenfeldern des Masterplans wie Stadtgestaltung, Stadtsanierug und Freiraumkonzept aufgezeigt. Beim letzteren verlangten die ABL – Vertreter, neben Gestaltungsfragen, dies insbesondere durch ein städtisches Klimakonzept zu erweitern. Stichwort: Zweite Innenentwicklung. Die immer stärker voranschreitende Versiegelung innerstädtischer Garten – und Grünflächen, die zur Mode gewordenen Schotterwüsten in den Vorgärten und der spürbare Klimawandel zwängen zum Handeln.

Von welchem gegenwärtigen Veränderungsschub die Stadt geprägt ist, zeigte sich dann anhand der von ABL Stadtrat Nock gezeigten und kommentierten Bilder der neuen innerstädtischen Wohnzentren, Glashütte, Süwag, Lott und Illenauwiesen. Ein Zuwachs von ca. 800 bis 1000 Wohnungen und ein damit verbundener Bevölkerungsanstieg im vierstelligen Bereich innerhalb weniger Jahre bedeutet nicht nur ein Muss an flankierenden Verkehrsmaßnahmen, sondern auch große Anforderungen an das gemeindliche Infrastrukturangebot wie Kindergärten, Schulen, medizinische Versorgung und sozialer Fürsorge. Nach intensiver jahrelanger Diskussion gelte es nun auch die Beschlüsse zum sozialverträglichen Wohnungsbau umzusetzen. Für die ABL sei die 15% Klausel ein erster Anfang, das städtische Engagement wird sich auf den in städtischem Eigentum befindlichen Flächen der Danzigerstraße und insbesondere der Illenauwiesen substantiell erweitern müssen. Letzterer Bereich, die Illenauwiesen, als ökologisches und soziales Modellprojekt.

Informieren, was Sache ist, zeigte sich auch am abschließenden Themenfeld des umstrittenen §13b des Bundesbaugesetzes. Wer glaubt, so die ABL Vertreter, dass diese Ausnahmeregelung, wie vom Gesetzgeber beabsichtigt, vornehmlich dem Geschosswohnungsbau für Einkommensschwache an Stadträndern zu Gute komme, unterliege einem grundlegenden Irrtum. Hier im ländlichen Raum werde der §13b als Freibrief für mehr schnelle und auflagenarme Außenbereichszersiedelung für Ein –und Zweifamilienhäuser benutzt.

Den Abend beschloss Jutta Römer mit einem Zitat aus einem unlängst gehaltenen Vortrag des Professors der katholischen Soziallehre Friedhelm Hengsbach an der Lender. Eines der größten Probleme Europas sei, wie es sich von seinem marktradikalen Erbe befreien könne. Denn die hemmungslose Wachstumsdynamik führe zu einer immer größeren Schere zwischen Arm und Reich. Es gelte, das Primat des Politischen gegenüber dem Monetären und des Eigennutzes zurückzugewinnen.

Jutta Römer